»Friedrich von Borries stellt die Münchner Neue Sammlung auf den Kopf – und damit das konventionelle Bild von Design.«
Oliver Herwig, NZZ
Politics of Design
Der erste Teil – die Auseinandersetzung mit „Politics of Design“ – zeigt an einer Reihe von Interventionen in die Sammlung des Museums auf, welches politische Moment Design in sich trägt. Anhand von Thesen wie „Design sexualisiert“, „Design kolonialisiert“ und „Design manipuliert“ wird ein neuer Blick auf Cola-Werbung, Sony-Walkmans und Möbel der Moderne geworfen.
Demokratisierung
Zur interventionistischen Haltung zählt aber auch, die Deutungsmacht des Museum in Frage zu stellen. Hierzu wurde in einem Open Call dazu aufgefordert, Objekte ins Museum zu bringen; im September bildeten alle Teilnehmer eine eigenständige Jury.
Für die Dauer der Ausstellung sind als Ergebnis im Museum nun u.a. Vulva-Modelle, DIY-Möbel und Urban-Gardening-Mülleimer zu sehen. Höhepunkt der Auseinandersetzung mit den „Politics of Design“ ist der Modellentwurf einer Rutsche, die von Friedrich von Borries für Thonet im Hinblick auf das anstehende 200-jährige Jubiläum von Thonet entworfen wurde. Sie thematisiert, dass Sitzen diszipliniert und zudem mit Besitzen zusammenhängt, und wirft die Frage auf, wie wir aus dem statischen beharrenden Sitzen in dynamische Bewegung kommen.
Mikael Mikael
Der zweite Teil der Ausstellung ist eine subjektive Reflexion des bisherigen Werkes von Friedrich von Borries in den beiden Paternoster-Liften. Mit einer Schenkung interveniert sein Heteronym, der Künstler Mikael Mikael, in die Sammlung des Museums, und in einer perpetuierenden, sisyphos-artigen Kugelbahn-Installation verweist er auf das grundsätzliche Dilemma eines politisch agierenden Künstlers oder Designers, der nie das – vermeintliche – Ziel erreichen wird.
Design of Politics
Der dritte Teil – „Design of Politics“ – untersucht die Möglichkeiten der Gestaltung und Veränderung von Politik durch Design. Welchen Beitrag kann das Design für die soziale und kulturelle Entwicklung einer Gesellschaft leisten? In Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) fanden im Rahmen der Ausstellung deshalb Workshops als diskursiver, öffentlicher Designprozess statt. In einem Open Call wurden interessierte Bürger, Aktivisten, Designer, Künstler und Wissenschaftler zu einer Reihe von Workshops, einem „Basiscamp für Demokratie“ eingeladen, um gemeinsam Projektideen zu entwickeln. Das Basiscamp wurde von einer Interview-Reihe begleitet.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog.